Historisches Lexikon der Schweiz (HLS)

Cover
Titel
Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Band 2: Basel (Kanton)–Bümpliz.


Herausgeber
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz
Erschienen
Basel 2003: Schwabe Verlag
Anzahl Seiten
829 S.
Preis
€ 208,50
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Lüthi, Universitätsbibliothek Bern

Der zweite Band des Historischen Lexikons der Schweiz (HLS) erschien pünktlich ein Jahr nach dem ersten und enthält sehr viel Bernisches. Die umfangreichsten Artikel zu Bern sind 39 Seiten über den Kanton, 17 Seiten über die Stadt sowie 11 Seiten zur Stadt Biel. Ferner enthält der Band Beiträge über den Berner Aargau, den Berner Jura, das Berner Oberland, die Berneralpen Milchgesellschaft und verschiedene Berner Zeitungen. Den Abschluss macht ein Artikel über Bümpliz, das bis 1919 eine eigenständige Gemeinde war. Im gleichen Band befinden sich auch die Artikel über die Stadt Basel und die beiden Basler Kantone.

Sämtliche Stadt- und Kantonsartikel bieten in kompakter Form Überblicke über diese Gemeinwesen. Sie sind jeweils chronologisch und thematisch aufgebaut. Die Abschnitte zum Mittelalter, zur frühen Neuzeit und zu den letzten beiden Jahrhunderten sind unterteilt in die thematischen Kapitel Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Tabellen zur Bevölkerungsentwicklung, zur Wirtschaftsstruktur und zu den politischen Kräfteverhältnissen im 20. Jahrhundert sowie schematische Darstellungen des politischen Systems in der frühen Neuzeit lassen interessante Vergleiche zwischen Kantonen und Städten zu. Für die grössten Städte liess das HLS zudem neue, farbige Karten zur baulich-räumlichen Stadtentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert im Massstab 1:50 000 und zum Wachstum der Agglomerationen (1:100 000) anfertigen. Auch diese Karten laden zum Vergleich zwischen den Städten ein.

Ein gutes Dutzend Autorinnen und Autoren haben den Artikel zum Kanton Bern verfasst. Nach einem kurzen Überblick über den Naturraum folgt der Abschnitt zur Ur- und Frühgeschichte, welcher die ersten Besiedlungspuren abhandelt und mit einer Karte der Fundstellen aus der Bronzezeit und Hallstattzeit eine räumliche Vorstellung dieser Epoche vermittelt. Die galloromische Zeit ist knapp gehalten, weitere Informationen dazu findet man jedoch unter anderem im Artikel Bern (Gemeinde), wo ein kurzer Text und zwei Karten auf die frühe Besiedlung der Engehalbinsel eingehen. Ausführlicher wird auf 18 Seiten die Zeit vom Frühmittelalter bis um 1800 behandelt. Die einzelnen Abschnitte thematisieren die frühen Herrschaftsstrukturen, die territoriale und staatliche Entwicklung bis 1798, das Wehrwesen, die Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung, die einzelnen Wirtschaftssektoren, die Gesellschaft, das kirchliche und das religiöse Leben, die Kultur sowie die Bildung. Auf 16 Seiten folgt das Kapitel zum 19. und 20. Jahrhundert, das eine ähnliche thematische Gliederung aufweist wie das Kapitel zu Mittelalter und früher Neuzeit.

Die Synthese zum Kanton Bern füllt eine Lücke, denn es gibt keine 40-seitige
Kantonsgeschichte, welche die Zeit von der Urgeschichte bis in die Gegenwart auf dem neusten Forschungsstand darstellt. Allerdings liest sich der lexikalisch stark verdichtete Text nicht besonders leicht. Wegen der kleinen Schrift und dem Gewicht des Bandes eignet sich das HLS auch nicht als Nachttischlektüre. Die Texte und besonders die Bibliografie machen deutlich, dass nicht alle Bereiche der Kantonsgeschichte gleich gut erforscht sind. Namentlich der Wissensstand über die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des 20. Jahrhunderts weist zahlreiche weisse Flecken auf. Umso verdienstvoller ist es, dass das HLS die wichtigsten Eckpunkte dieser Themen absteckt.

Im Fall der Städte Bern und Biel liegt der Wert der entsprechenden Lexikonartikel vor allem darin, eine knappe Überblicksdarstellung zur Hand zu haben. Zu Bern liegen in Form der Stadtgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und der beiden Bände «Berns grosse Zeit» und «Berns mutige Zeit» neuere Handbücher vor, deren Inhalt weit über die HLS-Artikel hinausgehen. In Biel ist die Situation bezüglich neuerer Überblicksdarstellungen weniger komfortabel.

Vor gut zehn Jahren monierten Kritiker des HLS, dieses Unternehmen sei nicht nötig, da das Schweizer Lexikon 91 auch das Bedürfnis eines historischen Lexikons abdecken würde. Nun lassen sich die beiden Publikationen nebeneinander legen und vergleichen. Bei kürzeren Artikeln wie zu den Gemeinden Bolligen oder Bremgarten oder Biografien wie zu Julie Bondeli sind die Unterschiede tatsächlich nicht gross. Hingegen enthält das HLS viel mehr Biografien und historisch fundierte Themenartikel als das Schweizer Lexikon. Dies zeigen zum Beispiel die Einträge zum Familiennamen Bloesch oder Sachartikel wie «Bodenmarkt», «Bronzezeit» «Brücken» und «Bruderschaften». Auch bei den Kantonsartikeln bestehen grosse Unterschiede. Das HLS bietet dabei deutlich mehr Inhalt und Umfang.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Band 2: Basel (Kanton)–Bümpliz, Basel, Schwabe, 2003, 829 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 66, Nr. 1, Bern 2004, S. 52f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 66, Nr. 1, Bern 2004, S. 52f.

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